„Changing Cities“ ist ein Verein, der die „Verkehrswende von unten“ propagiert. Mit schönen Worten wie „lebenswerte Stadt“, „Straße als verlängertes Wohnzimmer“ und „menschengerechte Umgestaltung von Städten“ wirbt der Verein für viele Projekte, von denen am Ende des Tages jedes nur EIN EINZIGES Ziel hat:
Die Menschen dazu zu erziehen, nicht mehr Auto zu fahren.
Kiezblocks
Die Kiezblocks-Kampagne ist des Vereins erste Wahl, um die ersten Forderungen nach weniger Autos umzusetzen: Poller auf Straßeneinfahrten setzen, um den Durchgangsverkehr auszuschalten. Die Folge: Gewerbe, die auf Fahrkundschaft angewiesen sind, haben weniger Umsatz. Bis zu 30 Prozent weniger – ergaben Umfragen sowohl im Kaskelkiez als auch in der Tucholskystraße in Berlin-Mitte.
Zweiundsiebzig (72!) Kiezblocks sind derzeit in Berlin in Arbeit, die meisten in Bezirken östlich der Mitte. In Charlottenburg ist z. B. nur ein einziger geplant, in Lichtenberg sind es bisher drei, in Friedrichshain-Kreuzberg ganze 13.
Die vermeintliche bloße Abschaffung des Durchgangsverkehrs durch Poller ist allerdings nur der erste Schritt.
„Dabei unterstützt Changing Cities lokale Initiativen, die in ihren Kiezen zunächst eine Verkehrsberuhigung erreichen wollen, um dann weiterdenken zu können. „Die Leute merken dann, was ohne Verkehr alles möglich ist“, sagt Ragnhild Soerensen (Changing-Cities-Pressesprecherin). Straßen und Parkplätze könnten nun in Gärten verwandelt, der Kiez könnte zum verlängerten Wohnzimmer werden. Sie erzählt, wie in ihrer Heimatstadt Kopenhagen die Zahl der Parkplätze schrittweise reduziert und verteuert werde. „Es ist erschreckend, wie rückständig wir in Berlin sind“, sagt Soerensen.“
(tip Berlin, Mai 2024)
Schulstraßen, Umweltverbundstraßen, Einbahnstraßen
Zusätzlich zur Aussperrung des Durchgangsverkehrs aus Wohnquartieren sollen auch die umliegenden Straßen, in denen sich jetzt bereits alles staut, vom Auto weiter befreit werden. Die Straße, die am Kaskelkiez vorbeiführt und regelmäßig verstopft ist, soll als „Umweltverbundstraße“ umgewidmet werden, aus der ebenfalls der Durchgangsverkehr ausgesperrt werden soll.
„Die Nöldnerstraße im Kaskelkiez könnte mehr als nur eine Tempo-30-Zone werden. Hier soll auch Berlins erste „Umweltverbundspur für eine Schulzone“ entstehen. Das bedeutet, der Durchgangs-Kfz-Verkehr bleibt außen vor und es dürfen nur noch Radfahrende, BVG-Buslinien und Anlieger:innen mit dem Auto rein (und Fußgänger:innen natürlich).“
(Tagesspiegel, 17. Januar 2023)
Abschaffung von Parkplätzen
Diverse andere, dem Verein angehörende Projekte, wie z. B. die Initiative „Ostkreuz für alle“, sprechen offen aus, dass sie die bisherige Verteilung des Straßenraums für Parkplätze und Verkehr als „ungerecht“ erachten.
„Grünanlagen und autofreie Flächen helfen, das Klima zu retten. Ca. 4.000 geparkte Privatfahrzeuge belegen einen Großteil des Straßenlands, Fußgänger*innen werden dadurch benachteiligt.“
„Wir fordern einen Paradigmenwechsel bei der Verteilung des öffentlichen Raums: Weg vom Auto, hin zum Allgemeininteresse.“
(Initiative „Ostkreuz für alle“)
Parkraumbewirtschaftung
Im Reuterkiez in Berlin-Neukölln ging es bereits Anfang Februar los mit der Parkraumbewirtschaftung. Anlieger und Anwohner müssen nun hohe Gebühren für das Abstellen ihres Autos bezahlen. Für diverse Fahrkundschaftgewerbe ein weiterer Schritt Richtung Todesstoß. Für die Anwohner, die sowieso nicht mit hohen Einkommen gesegnet sind und ihr Auto beruflich brauchen, ebenfalls.
„Menschen, die meisten, kleben an Gewohnheiten. Veränderungen machen die meisten erst mit, wenn etwas verboten, teuer oder unbequem wird und wenn es gelingt, Scham zu erzeugen für ein bestimmtes Verhalten.“
(Kiezblock-Befürworter in privaten Diskussionen)
15-Minuten-Städte
Sie sind das große Endprojekt, vorgestellt zuletzt in der Zeitschrift „tip Berlin“ im Mai 2024. Alles, was der Mensch in der Stadt braucht, soll innerhalb von 15 Minuten zu Fuß, per Fahrrad oder ÖPNV erreichbar sein. Was nach perfekter Nahversorgung klingt, ist in Wahrheit der Wunsch, das Auto gänzlich abzuschaffen. Großstädte sollen in viele kleine Dörfer zerlegt werden. Wer den Arbeitgeber wechselt, muss umziehen. Lebenspartner müssen sich Arbeitgeber im gleichen „Dorf“ suchen. Die 15-Minuten-Stadt ist eine Dystopie, keine Utopie.
„Dieses Konzept hat sich 2016 – zumindest unter diesem Namen – der Kolumbianer Carlos Moreno ausgedacht, Urbanist an der Pariser Sorbonne. Und die dortige Bürgermeisterin Anne Hidalgo setzt es seit 2020 beherzt um, was zuallererst heißt: Raus mit dem Auto.“
(tip Berlin, Mai 2024)
„In einer 15-Minuten-Stadt sind Autos nicht mehr notwendig: Stell dir vor, du trittst aus deiner Haustür hinaus auf die Straße und alles, was du brauchst, kannst du in gerade einmal 15 Minuten per Fuß, Fahrrad oder den Öffis erreichen. Egal ob Kindergarten oder Büro, Bio-Supermarkt oder Apotheke, Sportplatz oder Café – alle Dinge des täglichen Bedarfs sind nur eine Viertelstunde von dir entfernt. Das würde nicht nur eine Menge Zeit sparen, die ansonsten für lange Anfahrtswege draufginge, sondern auch einen Großteil des motorisierten Verkehrs überflüssig machen, was der Umwelt, dem Klima und der Lebensqualität zugute käme.“